Abschied von Paul Saatkamp

Paul Saatkamp war ein Sozialdemokrat vom alten Schlag, bei dem das „Soziale“ stets von Bedeutung war. Er hat seine Position als Sozialdezernent in der Stadt dazu genutzt, soziale Missstände zu beseitigen, Armut und Obdachlosigkeit zu bekämpfen und Notleidenden unter die Arme zu greifen.

Es ist sicher, zu sagen, dass ohne ihn und sein weitsichtiges Engagement die Kiefernstraße in Flingern-Süd nicht das wäre, was sie heute ist: Ein Ort kultureller Begegnung, des Miteinanders und des gegenseitigen Respekts untereinander.

Als die Straße und ihre Bewohnerinnen in den 80er Jahren im Rampenlicht der Öffentlichkeit stand von einigen Vertretern verschiedener politischer Couleur als „Hort des Terrorismus“, als Unterschlupf für Gesetzlose und Chaoten gebrandmarkt wurde, hat Paul Saatkamp sich schützend davor gestellt.

Gemeint waren Mietverträge, Sanierungen und langfristiger Erhalt der bunten Straße in der Mitte der Landeshauptstadt. Selbst als es von den Kieferanern zu den Vertragsverhandlungen hieß „Auf in den Saatkampf!“ hat er dies nicht als Bedrohung verstanden, sondern mit rheinischem Humor aufgenommen. In der Folge gab es die sogenannten „Besetzermietverträge“, die den Hausbewohnerinnen weitgehendes Mitspracherecht einräumten.

Mitte der 90er Jahre wurden Sanierungen an den Häusern vorgenommen, um den schleichenden Verfall zu verhindern. Elektro- und Wasserleitungen wurden erneuert, Dächer repariert, neue Fenster nach aktuellem Standard installiert und vieles unternommen, um den Erhalt der Bausubstanz zu sichern.

Seine Zuneigung zur Kiefern ging so weit, dass er sich nicht im Rathaus feiern ließ, als er in den Ruhestand ging und den Posten des Sozialdezernenten abgab. Stattdessen hat er ein Straßenfest auf der Kiefern organisiert und dies mit einem Fotografie-Projekt für Mädchen begleitet. Eins der Fotos von einem afrikanischen Mädchen hing danach lange Zeit in seinem Büro.

„NICHTS STIRBT, WAS IN ERINNERUNG BLEIBT“

https://rp-online.de/…/kiefernstrasse-20-jahre-danach…